Woke Menschen haben einen wachen Blick für Ungerechtigkeiten und sind besonders darauf bedacht, mit ihrer Wortwahl niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ist das übertrieben oder vorbildlich?
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Was bedeutet woke?

Laut Duden ist eine Person woke, wenn sie „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“ ist. Woke ist amerikanischer Slang für „aufgewacht“ oder „erweckt“.

Andere Menschen nicht zu beleidigen, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Im Grunde möchte keiner Frauen absichtlich diskriminieren oder Minderheiten mit rassistischen Namen bezeichnen. Wer im Beruf oder in der Gesellschaft erfolgreich sein will, sollte sich an die Regeln des guten Tons halten – sei es im Benehmen, sei es im Sprachgebrauch. Doch manchmal sind sich Menschen gar nicht darüber bewusst, dass sie andere durch ihr Handeln verletzen. Immerhin befinden wir uns im ständigen Wandel – was früher gesellschaftlich in Ordnung war, führt heute schnell zu Empörung. Zeit also, sich auf den neusten Stand der Dinge zu bringen, ein Feingefühl zu entwickeln und sich auf alternative Begriffe oder Schreibweisen zu einigen.  

Wer aufmerksam das Geschehen in der Welt verfolgt, sich durch sein eigenes Handeln für soziale Gerechtigkeit und gegen Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Gewalt oder Klimawandel einsetzt, wird heutzutage als woke bezeichnet. Umgekehrt gilt jemand als nicht woke, wenn die Person Missstände nicht wahrnimmt oder sie zwar wahrnimmt, aber akzeptiert. Den Begriff „Wokeness“ verwendeten schon Mitte des 20. Jahrhunderts Afroamerikaner*innen, die damit ein Bewusstsein für soziale Unterdrückung beschrieben. Im Deutschen verwenden wir das Wort seit Beginn der Black-Lives-Matter-Bewegung immer öfters – allerdings nicht immer im positiven Kontext.

Der Haken an der Wokeness

Viele missbilligen Wokeness als moralische Besserwisserei und empfinden woke Menschen als „Gutmenschen“, die der Mehrheitsgesellschaft Verhaltens- und Sprachregeln vorschreiben wollen. Wo liegt nun die Wahrheit – ist Wokeness gut oder schlecht für die Gesellschaft? Wie so oft im Leben ist es eine Frage der Verhältnismäßigkeit: übertriebene Wokeness macht unsere Welt auch nicht zu einer besseren. Vielmehr führt ein Schwarz-Weiß-Denken, das in ethisch richtiges und falsches Handeln unterteilt, selbst zu gesellschaftlicher Ausgrenzung bestimmter Personen. Dann sprechen wir von einer Cancel Culture.

Problematisch wird es auch, wenn Personen, Marken oder Organisationen sich gegen Diskriminierungen positionieren, sich aber gegensätzlich verhalten. Beim sogenannten „Woke-Washing“ verstecken sich hinter der wachsamen Fassade falsche, meist gewinnorientiere Absichten. Eine typische Marketingfalle, die wie Greenwashing mit einer authentischen Unternehmenskultur nichts mehr zu tun hat.

 

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Was bedeutet woke?

Laut Duden ist eine Person woke, wenn sie „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“ ist. Woke ist amerikanischer Slang für „aufgewacht“ oder „erweckt“.

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Was ist eine Cancel Culture?

"Cancel Culture" bezeichnet die Bestrebung, Personen oder Organisationen wegen angeblichen oder tatsächlichen diskriminierenden Verhaltens öffentlich zu ächten und sozial auszuschließen

All we need is Feingefühl

Sollen wir dann lieber die Füße stillhalten, um uns nicht angreifbar zu machen? Sensibel über die Unterschiede innerhalb unserer Gesellschaft zu sprechen, ist nicht so schwer, wie manche denken. Vorausgesetzt man will niemanden mit seinen Worten verletzen. Alles was es braucht, ist Feinfühligkeit – gegenüber Menschen aus Minderheiten und Momenten von Diskriminierungen. Der Gedanke hinter Wokeness ist es, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern wachsam für die Bedürfnisse und Gefühle anderer zu sein. Nur weil eine Formulierung einen selbst nicht stört, bedeutet es nicht, dass sie andere auch nicht stört.

Gendersensible Sprache

Personen unterscheiden sich nicht nur anhand ihrer ethnischen Herkunft, Nationalität oder körperlichen und geistigen Fähigkeit. Ein wichtiger Teil unserer Persönlichkeit macht auch das Geschlecht und die geschlechtliche Identität aus. Ein Blick auf die Bevölkerung zeigt: Wir leben in einer Gesellschaft der Vielfalt. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf unsere Sprachgewohnheiten. Immer mehr Unternehmen achten daher in ihrer externen sowie internen Kommunikation darauf, alle Menschen gleichwertig anzusprechen. Ob ein Unternehmen gendersensibel kommuniziert, ist stark von der Unternehmenskultur und den jeweiligen Stakeholdern abhängig. Hat sich ein Unternehmen für gendersensible Sprache entschieden, können dadurch Stereotype und unbewusste Vorurteile abgebaut und Unternehmenswerte wie Respekt, Toleranz und Offenheit nach außen getragen werden.

Was darf man heute also noch sagen?

Wer will, darf nach wie vor alles sagen. Wenn man allerdings unreflektiert Begriffe benutzt, die andere Menschen persönlich beleidigen könnten, sollte man mit Gegenwind aus der Gesellschaft rechnen. Ob man das gut findet, darf jeder für sich selbst entscheiden.

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Was ist eine Cancel Culture?

"Cancel Culture" bezeichnet die Bestrebung, Personen oder Organisationen wegen angeblichen oder tatsächlichen diskriminierenden Verhaltens öffentlich zu ächten und sozial auszuschließen

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