Der Einstieg in die Künstliche Intelligenz kann gelingen, auch und gerade im Mittelstand. Aber nur, wer für sich die Strategie der kleinen Schritte anwendet. Step by step gilt es, schnelle Erfolge an jenen Stellen zu erzielen, wo der Schuh am meisten drückt. Wenn sich dann messbare Erfolge einstellen, ist der Schritt zur Akzeptanz nicht mehr weit. Den Mitarbeitenden muss die Zeit gegeben werden, begleitet von Trainings und gezielter Einbindung, sich an das Neue zu gewöhnen.
Fast könnt man meinen, der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) wäre abgeflaut. Jedoch trügt der Schein. Vielmehr haben sich Protagonisten und Skeptiker auf eine erwachsen sachliche Diskussion geeinigt. Da redet (fast) niemand mehr von der omnipotenten Datenkrake, die den Menschen entmündigt und obsolet macht, vom Schwarzen Loch, das Missbrauch und Manipulation Tür und Tor öffnet. KI ist im Alltag angekommen. Alexa oder Siri, automatisch generierte Playlists in Streamingdiensten oder der Weg zum Autonomen Fahren sind ohne Elemente der KI nicht möglich.
KI, so definiert das Gabler Wirtschaftslexikon, befasst sich mit maschinellem „intelligenten” Problemlösungsverhalten sowie der Erstellung „intelligenter” Computersysteme: „Künstliche Intelligenz beschäftigt sich mit Methoden, die es einem Computer ermöglichen, Aufgaben zu lösen, die, wenn sie vom Menschen gelöst werden, Intelligenz erfordern.“ KI versteht natürliche Sprache und kann deren Syntax und Duktus analysieren. Durch Bildverstehen, Szenenanalyse und Mustererkennung werden ganz neue Wege der Qualitäts- und Prozessevaluation möglich. Auf die Objekterkennung wird etwa in der Robotik zurückgegriffen. KI-Bausteine sind Computerprogramme, die menschliches Problemlösungsverhalten simulieren. Dabei greifen KI-Systeme nicht nur auf das enorme Datenvolumen repräsentierten Wissens zurück, sondern können aus der Deduktion bekannter Probleme ihr Wissen selbsttätig erweitern. Dabei geht es um weit mehr als das bloße Sammeln von Daten aus Sensorik oder Bild- und Mustererkennung. Es gilt, alle Faktoren zu einem holistischen Bild zu verknüpfen – und daraus Schlüsse zu ziehen.
Steigerung der Anlagen-Effizienz
Das gelingt KI-Systemen längst auch in der Fertigung. Was bereits heute schon möglich ist, sieht man an konkret realisierten Anwendungen. Der Zwang sich mit KI zu beschäftigen, kommt aus der Wirklichkeit. Denn trotz aller Automatisierung sind kontinuierlich kleinere Losgrößen eine Herausforderung. Jedes neue zu fertigende Teil erfordert ein neues Einfahren der Anlagen, für jeden einzelnen Prozessschritt müssen neue Parameter bestimmt und getestet werden. Die Gesamtanlageneffizienz sinkt. Erst eine sich selbst steuernde und selbst konfigurierende Produktion erreicht im Idealfall auch bei Losgröße 1 die Effizienz einer Massenproduktion. So wird KI zum täglichen Begleiter. Im Lebenszyklus-Management von Anwendungen, der Security oder bei betrieblichen Planungs- und Steuerungsprozesse sorgen KI-Lösungen für Betriebssicherheit und Effizienz.
Zwei handfeste Beispiele verdeutlichen, was heute bereits in der Fertigung Wirklichkeit ist. Um Maschinenschäden und ungeplanten Stillstand in der Produktion zu vermeiden, ist vorbeugende Wartung das Gebot der Stunde. Predictive Maintenance, so der Branchenjargon, löst sich von starren Wartungsplänen. Vielmehr werten KI-Module unzählige Parameter aus (Laufzeit, Material-Mix, Temperaturverläufe am Werkzeug oder im Kühlkreislauf, Verschleißmerkmale am Werkzeug …) und ermitteln aus den erkannten Mustern den punktgenauen Zeitpunkt für eine Überholung. So bleiben Überraschungen aus und die Produktivität steigt. Und auch bei energieintensiven Prozessen wie der Herstellung von Stahl oder Aluminium tun KI-Module ihren Dienst. Aus einer Flut von Vergangenheitsdaten leiten sie Muster ab und prognostizieren den Energiebedarf in Zukunft. So werden wärmebedingte Energieverluste vermieden und Lastspitzen aufgefangen. Ein klarer Beitrag zur Vermeidung von Verschwendung.
Der Einstieg in die Künstliche Intelligenz kann gelingen, auch und gerade im Mittelstand. Aber nur, wer für sich die Strategie der kleinen Schritte anwendet. Step by step gilt es, schnelle Erfolge an jenen Stellen zu erzielen, wo der Schuh am meisten drückt. Wenn sich dann messbare Erfolge einstellen, ist der Schritt zur Akzeptanz nicht mehr weit. Den Mitarbeitenden muss die Zeit gegeben werden, begleitet von Trainings und gezielter Einbindung, sich an das Neue zu gewöhnen.